Wieder mehr Private-Equity-Deals
Börsen-Zeitung, Ausgabe 236 vom 08.12.2020: Trotz der turbulenten Ereignisse des Jahres 2020 hat sich die Private-Equity-Branche davon schon wieder erholt. Nach einem kurzen, heftigen Schock im zweiten Quartal und vielen Auktionsprozessen, die vom Kurs abgekommen waren, erreichte die gesamte Buy-out-Aktivität im dritten Quartal 148 Mrd. Dollar und übertraf das Niveau von 2019 um 10 %. Grund dafür sind unter anderem die Rekordsummen an "Dry Powder". Das geht aus dem Global Private Equity Outlook 2021 hervor, einem von der Anwaltskanzlei Dechert und dem Analysehaus Mergermarket gemeinsam veröffentlichten Jahresbericht, der auf einer Umfrage unter 100 Private-Equity-Führungskräften basiert.
Auch andere Marktbeobachter erwarten, dass sich der Boom der Private-Equity-Investments fortsetzt: "Wir beobachten, dass Finanzinvestoren sehr aggressiv vorgehen", sagt Citigroup-Investmentbanker Holger Knittel. "Jeder der Fonds ist bestrebt, die immensen angehäuften Mittel einzusetzen. In den Verkaufsprozessen für Unternehmen in Deutschland hat ein scharfer Wettbewerb der Bieter eingesetzt. Es werden sehr hohe Preise bezahlt."
Häufig Preempts
Es gebe auch immer häufiger den Fall, dass eine Auktion vorzeitig beendet werde, weil einer der Private-Equity-Bieter einen unterschriftsreifen Vertrag mit einem guten Preis vorlegt. "Das nimmt zu", sagt Knittel.
Laut Dechert-Studie werden Kredite von Finanzinvestoren (Private Credit) beliebter. 35 % der Unternehmen haben solche Kredite in den letzten drei Jahren in Anspruch genommen, und fast die Hälfte (49 %) nutzt private Kredite von "Alternative Lenders" jetzt genauso häufig wie herkömmliche Bankfinanzierungen für ihre Buy-outs. Eine größere Flexibilität bei den Finanzierungsbedingungen und eine einfache Ausführung wurden als Hauptvorteile dieser Art der Geschäftsfinanzierung genannt.
Biden so gut wie Trump
Während 58 % der Befragten der Meinung waren, dass eine mögliche zweite Amtszeit von Präsident Trump in Kombination mit einer republikanischen Kontrolle des Kongresses die positivsten Auswirkungen auf den Private-Equity-Markt hätte, ist auch der Wahlsieg für den gewählten Präsidenten Joe Biden eine Erleichterung für die Befragten.
Ausgliederungsaktivitäten großer Konzerne dürften zunehmen: 60 % der Befragten prognostizieren eine Zunahme der Carve-outs von Geschäftszweigen. Angesichts des konjunkturellen Gegenwinds, der die Gewinne unter Druck setzt, gaben 33 % der Private-Equity-Fondsmanager als Haupttreiber von Carve-outs den Abbau von Schulden an, 21 % wiesen auf den Wunsch hin, Liquidität zu erhalten. Ausgliederungen sind auch eine Strategie für die Private-Equity-Häuser selbst: 17 % planen solche Carve-outs für Einheiten von Portfoliounternehmen.
Unter den herausfordernden Bedingungen des Jahres wurden Unternehmen bei einer Vielzahl von Transaktionen "kreativ" - eine Entwicklung, die auch 2021 anhalten dürfte. 98 % der Befragten prüfen Partnerschaften mit strategischen Käufern, während der Erwerb notleidender Unternehmen von 87 % der Private-Equity-Häuser erwogen wird. Strukturierte Investitionen bleiben ebenfalls attraktiv und bieten den Private-Equity-Investoren Flexibilität, mehr Sicherheit und eine erhöhte Verlustabsicherung.
Unternehmen, insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum, machen sich Sorgen über Handelskonflikte. Ein Viertel der Befragten in Asien nannte den Handelskonflikt zwischen den USA und China als das größte Problem für das Geschäftsumfeld in den nächsten 12 bis 18 Monaten, sogar größer als die Covid-19-Pandemie.
Auslandsinvestments schwer
Über den Handelskonflikt hinaus dürften neue Regeln für Auslandsinvestitionen, die von Ländern wie Indien, Japan und Australien festgelegt wurden, das Agieren in der Region Asien erschweren. Trotzdem verzeichnete der asiatisch-pazifische Raum im Vergleich zu 2019 einen Anstieg der Buy-outs um 13 %.
Download des vollständigen Artikels der Börsen-Zeitung als PDF
Download der referenzierten Studie von Dechert und Mergermarket (Englisch)